Wie funktioniert der Trump-Treasury-Trade? – Flossbach von Storch Podcast
US-Staatsanleihen stehen auf dem Prüfstand. Der US-Präsident beschädigt den Ruf der Fed, ausufernde Staatsschulden und ein schwacher Dollar kosten Vertrauen. Gibt es für Anlegerinnen und Anleger trotzdem Chancen?
Immer wieder hört man die These, dass das steigende Angebot an Staatsanleihen die Renditen schon bald deutlich nach oben treiben könnte. Wer soll denn die Masse an Neuemissionen, die im Zuge von aus dem Ruder laufenden Staatsdefiziten entstehen noch kaufen, fragen sich viele.
In diesem Zusammenhang sollte man die Notenbanken nicht aus dem Blick verlieren. Die EZB hat beispielsweise zahlreiche wirksame Möglichkeiten, eine „bessere“ Balance aus Angebot und Nachfrage zu erreichen, wenn die Realzinsen am Kapitalmarkt allzu restriktiv werden sollten. Es würde wohl schon reichen, das "Quantitative Tightening", also das Abschmelzen der Anleihebestände der Notenbanken, einzustellen oder die Zinsen zu senken.
Viele Marktbeobachter sorgen sich aktuell vor allem um die Nachfrage nach US-Staatsanleihen, insbesondere nach der Verabschiedung von Donald Trumps „One Big Beautiful Bill“. Noch sind wir aber von einer echten Krise weit entfernt. Anlegerinnen und Anleger sehen vielmehr, dass der US-Treasury-Markt in diesem Jahr einer der am besten performenden Staatsanleihenmärkte ist.
Alle Auktionen der jüngeren Vergangenheit wurden am Markt gut aufgenommen. Investoren aus dem Ausland kaufen ungebremst weiter US-Treasuries. Wenn es tatsächlich eine spezifische Schwäche gäbe, dann ist sie zumindest aktuell noch nicht erkennbar.
Und die US-Regierung tut viel dafür, dass es so bleibt. So soll beispielsweise die Anrechnung von US-Treasuries im Bestand der US-Banken mit weniger Eigenkapital unterlegt werden müssen. Die Banken könnten somit mehr US-Treasuries absorbieren.
Für die Umsetzung solcher Themen im Bereich Bankenregulierung ist bei der US-Notenbank übrigens Fed-Fizechefin Michelle Bowman zuständig. Womit wir beim nächsten Thema wären: Dem Einfluss des Weißen Hauses auf die US-Notenbank.
Auch wenn sich Bowman im September in einer außergewöhnlichen Aktion gegen die damalige Zinssenkung positionierte, fördert sie im Moment in ihrem Amt nicht nur die Deregulierung der Banken. Vielmehr sieht sie plötzlich eine Notwendigkeit, die US-Zinsen zu senken.
Ihr Kollege Christopher Waller – ebenfalls in der ersten Amtszeit von Donald Trump ernannt – positioniert sich ähnlich. Mit regelmäßigen Vorwürfen und Kritik aus dem Weißen Haus und anderen MAGA-Vertretern wird Jerome Powell zudem zunehmend diskreditiert.
Wir gehen aber davon aus, dass Powell wohl eher nicht vorzeitig entlassen wird. Vermutlich würde ein solcher Prozess länger dauern als die noch verbleibende Amtszeit von nur noch zehn Monaten. Und Donald Trump würde einen Sündenbock verlieren, falls irgendetwas schief gehen sollte.
Letztendlich ist Powell aber schon heute „Geschichte“. Er tut Trump bisher zwar nicht den Gefallen, die Zinsen zu senken – der US-Präsident forderte zuletzt eine Reduzierung um mindestens 300 Basispunkte –, wird aber mit jedem Tag mehr und mehr zu einer „Lame Duck“ oder übersetzt einer „lahmen Ente“.
Der Kapitalmarkt wird sich immer weniger für ihn interessieren und immer mehr für Michelle Bowman, Christopher Waller, Kevin Warsh, Kevin Hasset oder andere, die sich gerade als Trump-getreue Powell-Nachfolger im Weißen Haus vorstellen. Spätestens, sobald der Nachfolger benannt wird, ist Powell irrelevant. Und Trump hat angekündigt, die Ernennung frühzeitig zu verkünden.
Eine zumindest deutlich weniger unabhängige US-Notenbank wird wohl auch ihren Beitrag dazu leisten, den Zinswünschen der Regierung „entgegenzukommen“. Gleichfalls könnte sie natürlich auch dabei helfen, den US-Treasury-Markt bis auf weiteres zu stabilisieren – oder zumindest eine ungewollte Welle von Verkäufen zu verhindern. Zumindest, wenn die Fed mit Nachdruck agiert.
Ein solches Szenario hätte negative Auswirkungen auf den US-Dollar. Aus unserer Sicht sollte man sich daher wohl eher um die Schwäche des Greenback sorgen als um einen Ausverkauf der US-Treasuries.
Das primäre Ventil des Marktes bei einer schwachen Notenbank ist immer zuerst die Währung, nicht die Staatsanleihe. John Connally sagte einmal: „The US-Dollar is our currency, but your problem“. Connally war zur Zeit dieser Aussage Finanzminister unter Richard Nixon, der 1971 den Goldstandard kippte. Der heutige Finanzminister Scott Bessent sagte jüngst etwas Ähnliches, nachdem der US-Dollar zuletzt abwertete: „I’m not sure why the US-Dollar moves would bother me“.